Caroline von Schiller und der Bergrat Junot
Caroline Henriette Luise von Schiller wurde am 11. Oktober 1799 als älteste Tochter des Dichters Friedrich Schiller und Charlotte von Lengefeld in Jena geboren. Der Geheimrat Johann Wolfgang von Goethe war einer Ihrer Taufpaten.
Da sie gern Kinder unterrichten wollte, erlernte sie in Stuttgart den Beruf der Erzieherin.
Ab 1826 war sie bei dem verwitweten Herzog Eugen von Württemberg im schlesischen Carlsruhe angestellt, um seine 8jährige Tochter Marie zu erziehen. Danach kehrte Caroline jedoch nach Rudolstadt, der Heimat Ihrer Mutter, zurück.
Hier gründete sie 1832 eine „Lehranstalt für bürgerliche Mädchen“ und nannte sie zum Andenken an ihren Vater „Schillerschule“. Caroline hatte von Ihrem Vater etwas Vermögen geerbt und war deshalb finanziell unabhängig. Sie übernahm die Ausstattung und Verwaltung der Schule, die für die damalig Zeit sehr gut war. Eine Bibliothek gehörte dazu sowie 15 Landkarten, ein Klavier und eine Rechenmaschine. Die Einnahmen aus der Schule verwandte Caroline überwiegend für wohltätige Zwecke. Natürlich unterrichtet sie die Mädchen auch selbst (Fach Französisch), denn sie hatte eine anerkannte erzieherische Begabung.
In den Jahren 1831 bis 1835 besuchte die Schillertochter die "Allgemeine deutsche Erziehungsanstalt", die Friedrich Fröbel
gegründet und im Jahre 1817 nach Keilhau
bei Rudolstadt verlegt hatte. Fröbel weilte
in dieser Zeit in der Schweiz und so sprach
sie dort mit den Erziehern, um sich mit den reformpädagogischen Gedanken Fröbels
vertraut zu machen. In einem Brief vom
14.06.1840 an Caroline von Schiller spricht
Friedrich Fröbel von seinem Vorhaben, den
ersten deutschen "Kindergarten" zu
gründen, was dann 14 Tage später in Bad Blankenburg auch geschah.
Durch Franziska Junot, die 1835 die Schillerschule besuchte, lernte sie deren Vater, den Bergrat Franz Karl Immanuel
Junot kennen. Dessen Ehefrau war 1833 verstorben und hatte ihn mit 6 Kindern allein
zurück gelassen. Nach einem regen Briefwechsel schlossen die beiden am 26.Juli 1836 den Bund fürs Leben. Von da an wohnte Caroline von Schiller mit dem Bergrat Junot und seinen Kindern im Herrenhaus in Katzhütte. Denn Junot bekleidete das Amt des Fürstlichen Hütteninspektors in dem Hüttenwerk neben dem Herrenhaus.
Am 01.04.1839 wurde ihr gemeinsamer Sohn Felix in Katzhütte geboren. Nachdem Junot im Jahr darauf Commissar an der Fürstlichen Kammer geworden war, zog die Familie von Katzhütte nach Rudolstadt um. Felix entwickelte sich prächtig. Er hatte die goldleuchtenden wallenden Haare seines Großvaters geerbt. Doch kurz nach seinem
5. Geburtstag erkrankte er schwer und starb am 27.04.1844. Ein weiterer Schicksalsschlag für Caroline war der Tod Ihres Ehemannes im Januar 1846.
Danach zog sich Caroline aus dem öffentlichen Leben zurück. Immer weniger Mädchen besuchten die Schillerschule. Schließlich kündigte die Städtische Verwaltung von Rudolstadt die Unterrichtsräume. Die Schillerschule wurde aufgelöst.
Caroline selbst erlebte den Untergang ihrer Schule nicht mehr. Sie starb am 19.12.1850 im Alter von 51 Jahren während eines Besuchs bei ihrer Schwester in Würzburg.
Zum Gedenken an den 3jährigen Aufenthalt von Caroline Junot, geb. von Schiller in Katzhütte, errichteten Heimatfreunde im Schillergedenkjahr 1930 am Kieslerstein eine Schillergedenkstätte.
Nach der Rekonstruktion des Herrenhauses im Jahre 2001 wurde ein Raum für Festlichkeiten und Beratungen in „Carolinenzimmer“ benannt.
Katzhütte, 09.09.2015
Martina Walther
Historischer Zirkel Katzhütte-Oelze