Porzellanfabrik Hertwig & Co.
Im Jahre 1864 kauften Christoph Hertwig und Benjamin Beyermann zusammen mit Carl Birkner das Gelände des unteren Hammerwerkes und begannen mit der Errichtung einer Porzellanfabrik.
Das kam nicht von ungefähr, denn beide betrieben in Großbreitenbach ein Ladengeschäft und eine Porzellanmalerei. Da lag es nahe, das Porzellan auch selbst herzustellen. Ihr Antrag auf eine Konzession zur Porzellanherstellung in Großbreitenbach wurde jedoch vom fürstlichen Ministerium in Sondershausen abgelehnt. So versuchten sie Ihr Glück im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt. Katzhütte war schon damals einer der ärmsten Orte des Landes und die Rudolstädter Regierung war froh, daß mit dieser Firmengründung wieder Leben in das stillgelegte Hammerwerk einzog.
Man begann mit der Produktion von Luxus- und Phantasieartikeln, wie Figuren, Dosen, Puppenköpfen und Pfeifenstummel für die Porzellanmalerei in Großbreitenbach. Ab 1868 war Christoph Hertwig alleiniger Besitzer der Porzellanfabrik in Katzhütte. In den Folgejahren nahm die Firma einen rasanten Aufschwung. Die Produktion wurde um Heiligenartikel und Nankingpuppen erweitert. Diese Puppen bestanden aus einem mit Sägemehl gefüllten Baumwollkörper, Arme, Beinen und Köpfen waren aus Porzellan. Geliefert wurde hauptsächlich nach Amerika, Kanada, England, Paris.
Etwa um 1890 hatte die Fa. Hertwig & Co. 300 Fabrikarbeiter und 600 Heimarbeiter in allen Orten der näheren und weiteren Umgebung von Katzhütte. Es war die größte Fabrik im oberen Schwarzatal. Für die Bewohner der Orte Goldisthal, Masserberg, Fehrenbach, Schnett, Waffenrod und Gießübel war die Heimarbeit im Winter fast die einzige Erwerbsmöglichkeit. Im Jahre 1911 wurde in Meuselbach eine Zweigstelle der Fa. Hertwig & Co. eröffnet.
Nach dem 1. Weltkrieg während der Weltwirtschaftskrise ging die Produktion zurück und es erfolgte 1936 die Umstellung auf Feinsteingut. Das Sortiment bestand nun hauptsächlich aus Tierfiguren, Puppen und später Gebrauchsporzellan, wie Milchkrüge und Teller. Ernst Friedrich Hertwig, der Urenkel des Firmengründers, leitete die Firma bis 1958. Zwei Jahre später wurde die Firma in einen volkseigenen Betrieb, den VEB Zierkeramik Katzhütte, umgewandelt.